Hierzulande werden zum Wochenstart niedrigere Temperaturen und teils Regen erwartet. Auch droht wieder die Schafskälte mit einem Kälteeinbruch. Was hat es damit auf sich? Und wie wahrscheinlich ist das?

Digital Desk: Lotta Wellnitz (loz)

Im Sommer kann in Deutschland nochmal richtig kalt werden. Grund dafür: die sogenannte Schafskälte. Davon spricht man, wenn es im Frühsommer zum Kälteeinbruch in Deutschland kommt – und zwar zwischen dem 4. und 20. Juni. Dann können die Temperaturen auch auf bis zu 10 Grad abstürzen.

 

In diesem Jahr gilt Dienstag, der 11. Juni, als Datum, an dem die Wahrscheinlichkeit für einen Temperatursturz am höchsten ist. Allerdings: Die Schafskälte tritt nicht in jedem Jahr auf. Aber was ist das Wetterphänomen überhaupt? Wie wahrscheinlich ist es, dass es eintritt? Und was hat die Schafskälte eigentlich mit Schafen zu tun?

Schafskälte: Was ist das?

Die Schafskälte ist ein meteorologisches Phänomen, genauer gesagt eine meteorologische Singularität (Witterungsregelfall). Zu einer solchen zählen zum Beispiel auch die Eisheiligen im Mai.

Mit einer meteorologischen Singularität sind ungewöhnliche Wetterlagen gemeint, die zu bestimmten Zeitabschnitten immer wieder auftreten und vom konstanten Wetterverlauf abweichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie eintreten, liegt bei 50 bis 90 Prozent – denn schließlich hält sich das Wetter an kein bestimmtes Kalenderdatum.

Schafskälte: Wie wahrscheinlich ist es, dass sie eintritt?

Egal ob Eisheilige, Schafskälte oder Hundstage – eine genaue Antwort darauf, wie wahrscheinlich es ist, dass diese Bauernregeln eintreten, gibt es nicht. Schließlich beruhen sie nicht auf aktuellen Datenauswertungen, sondern jahrhundertelangen Beobachtungen und Aufzeichnungen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) schreibt zur Schafskälte auf seiner Internetseite: „Je nach genauer Definition dieser Singularität (Witterungsregelfall) kann die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens des Ereignisses recht unterschiedlich sein.“ Allerdings: „Definiert man für die Schafskälte den Zeitraum 10. bis 12. Juni, so liegt die Wahrscheinlichkeit für eine unterdurchschnittliche Lufttemperatur bei etwa 80 Prozent, für eine überdurchschnittliche Niederschlagsaktivität bei rund 55 Prozent.“

Schafskälte: Was sagen die Wetterprognosen des DWD?

Am vergangenen Sonntag teilte der DWD mit, dass er in der kommenden Woche kühleres Wetter erwarte. Der Wochenstart bringt in der gesamten Nordwesthälfte eine Abkühlung, so der Wetterdienst. Bei zeitweiligem schauerartigem Regen erreichen die Temperaturen dort maximal 15 bis 18 Grad. „Immerhin zeigt sich im Süden und Südosten im Tagesverlauf noch zeitweise die Sonne“, sagte Nico Bauer, DWD-Meteorologe. Dort können die Temperaturen knapp über 20 Grad ansteigen, hieß es.

Am Dienstag stellt sich laut Bauer dann endgültig landesweit kühles, herbstlich anmutendes Schauerwetter ein. Neben sonnigen Abschnitten sind immer wieder auch stärkere Regenfälle zu erwarten. Im Norden gibt es lokale Gewitter und einen böigen Westwind. An den Küsten kann es zeitweise stürmisch werden. Die Höchsttemperaturen liegen dem DWD zufolge zwischen 13 und 19 Grad.

Am Mittwoch soll es im Süden und Südosten bedeckt und regnerisch werden. Auch im Norden sind einzelne Schauer zu erwarten. In der Mitte Deutschlands wird es dagegen teils heiter und trocken. Maximal steigen die Temperaturen auf 15 bis 20 Grad an. Das wechselhafte und für die Jahreszeit zu kühle Wetter soll den Meteorologen des DWD zufolge bis einschließlich Donnerstag bestehen bleiben.

Schafskälte: Was ist die Ursache?

Ursache für meteorologische Singularität wie eben die Schafskälte sind die Auswirkungen von Hoch- und Tiefdruckgebieten, die jedes Jahr zu dieser Zeit auftreten.

In Bezug auf die Schafskälte – also den Kälteeinbruch in diesem Fall – ist einfließende kühle Nordsee- oder gar Polarluft, die sich im Juni auf den Weg nach Mitteleuropa macht. Und dieser schließt sich meist regenreiches Wetter an. Auch Bodenfrost im Zuge des Kaltluftvorstoßes ist nicht ausgeschlossen.

Schafskälte: Teil der „Lostage“

Die Schafskälte gehört zu den sogenannten „Lostagen“. Dabei handelt es sich im Bauernjahr um bestimmte Tage, die nach altem Volksglauben für das Wetter der kommenden Wochen und damit für die Verrichtung verschiedener landwirtschaftlicher Arbeiten, wie etwa den Beginn der Aussaat oder den Ausgang der Ernte, bedeutsam waren.

Insgesamt gibt es 84 Lostage, die bekanntesten sind:

  • Vinzenz-Tag, 22. Januar
  • Eisheilige, 11.-15. Mai
  • Schafskälte, 10. bis 12. Juni
  • Siebenschläfer, 27. Juni
  • Hundstage, 23.Juli - 23. August
  • Altweibersommer, Mitte September - Anfang Oktober
  • Martinssommer, Ende der ersten Novemberdekade

Die mit den Lostagen verbundenen alten Bauernregeln treffen erstaunlich oft zu – obwohl sie nicht auf meteorologischen Datensätzen oder ähnlichem beruhen. Der DWD schreibt auf seiner Internetseite etwa: „Für die zweite bekannte sommerliche Singularität, den Siebenschläfer (27. Juni bis 01. Juli) liegt die Wahrscheinlichkeit für kühles Wetter bei 70 Prozent, für eine feuchte Periode bei 62 Prozent.“

Schafskälte: Woher kommt der Name?

Diese Wetterlage wird nach dem Zeitpunkt benannt, zu dem Schafe traditionell geschoren wurden. Ein plötzlicher Kälteeinbruch, der besonders während der Alpsömmerung eintreten kann, könnte für die Schafe bedrohlich werden.

Nach einer sommerlichen Periode – wie auch in diesem Jahr – stellen sich Kälteeinbrüche von kurzer Dauer ein, verbunden mit wechselhaftem und regenreichem Wetter.