In Deutschland war Alipay bislang weitgehend unbekannt. Vielen Menschen fiel der Zahlungsdienst zuletzt aber als Sponsor der Fußball-Europameisterschaft 2024 auf.

Katrin Jokic

Ob als Werbung im Stadion oder als Sponsoren-Einblendung in TV-Clips: Alipay scheint bei dieser Fußball-EM überall zu sein. Wer Tickets für die EM erworben hat, ist sogar schön früher über den chinesischen Anbieter gestolpert, denn der Finanzdienstleister ist der offizielle Bezahlpartner der EM.

 

Doch was genau ist Alipay eigentlich? Ursprünglich ist die App als Bezahlplattform gestartet. Alipay gehört zur chinesischen Ant Financial Services Group, welche wiederum ein Tochterunternehmen der Alibaba Group ist. Die Alibaba Group kennt man in Deutschland mittlerweile durchaus als Betreiber des Amazon-Konkurrenten AliExpress.

Alipay lässt sich grundsätzlich mit dem hierzulande bekannteren Zahlungsdienstleister PayPal vergleichen. Die Plattform ermöglicht es, online Zahlungen zu tätigen, Geld zu senden oder zu empfangen und auch in Geschäften per App zu bezahlen. Wie PayPal, bietet auch Alipay eine elektronische Geldbörse, um Geld zu speichern und für verschiedene Transaktionen zu nutzen.

Mittlerweile bietet Alipay aber deutlich mehr Dienstleistungen an, weswegen die Plattform auch nicht mehr nur als reine Payment-Plattform, sondern als Lifestyle-Plattform gilt. Vom Finanzmanagement über Kreditkartenverwaltung bis hin zur Buchung von Taxis oder gar Urlaubsreisen ist mittlerweile einiges möglich in der App. In China ist außerdem das Bezahlen per QR-Code beliebt, welches von Alipay angeboten wird.

Auf Reisen können sich chinesische Touristen per App gezielt zu den Läden führen lassen, in denen Alipay akzeptiert wird. Der Vorteil: Der Währungswechsel wird erspart und das Einkaufen wird für chinesische Gäste attraktiver. Und da Alipay in China bereits sehr beliebt ist, wird erwartet, dass Alipay auch in Europa präsenter wird, um den Bedürfnissen der Touristen besser gerecht zu werden.

In Sachen Datenschutz steht bei Alipay für europäische Nutzer jedoch noch ein großes Fragezeichen. Zwar hatte die chinesische Regierung zum 01. November 2021 ein neues Gesetz zum Schutz persönlicher Daten erlassen (Personal Information Protection LAW – PIPL), doch staatliche Stellen sind vom Datenschutzgesetz grundsätzlich ausgenommen. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass Zahlungsaktivitäten, die über chinesische Dienstleister wie Alipay getätigt werden, von staatlicher Seite überwacht werden.

Alipay als Sponsor bei der Fußball-EM 2024

Laut der Bürgerbewegung Finanzwende sponsort Alipay die UEFA mit 200 Millionen Euro, um seine Bekanntheit in Europa zu steigern. In China ist bereits rund die Hälfte der Bevölkerung auf der Plattform aktiv, weltweit verzeichnet das Unternehmen 1,3 Milliarden Nutzer. Die Transaktionen, die Alipay jährlich abwickelt, sind höher als die, die Visa und Mastercard zusammen verzeichnen können.

Alipay ist im Übrigen nicht der einzige EM-Sponsor aus China. Fünf der 13 Hauptwerbepartner kommen aus der Volksrepublik – obwohl diese ja selbst gar nicht am Turnier teilnimmt. Neben Alipay gehören auch AliExpress, BYD, Hisense und Vivo zu den chinesischen Sponsoren. Sie alle wollen ihre Bekanntheit in Europa steigern und Prestige-Punkte bei der chinesischen Bevölkerung sammeln. Gleichzeitig kann man davon ausgehen, dass auch die chinesische Regierung ein Interesse daran hat, sich bei der Fußball-EM als Teil der internationalen Gemeinschaft zu präsentieren.