Besucher und Aussteller des Waiblinger Altstadtfests müssen mit großer Hitze und Unwetterwarnungen umgehen. Tausende strömen zu dem mehrtägigen Traditionsfest mit viel Programm.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Es ist an vielen Stellen schlammig braun auf der Brühlwiese. Am Samstagmorgen sind die Folgen des Starkregens, der am Freitagmittag über Waiblingen herunterprasselte, noch deutlich zu sehen. Manche der Aussteller des Stauferspektakels nehmen das gelassen. „Wir stellen uns darauf ein“, sagt eine Gruppe, die ein großes Katapult aufbaut. Der Vorsitzende des Vereins Johanniter und Bauernvolk Hemmendorf, Gerhard Schmeckenbecher, zeigt sich zuversichtlich. Die Mittelaltergruppe pflege seit Jahren mit dem Verein Staufersaga aus Schwäbisch Gmünd eine Partnerschaft, der mit einer großen Abordnung beim Stauferspektakel vertreten ist.

 

Kostüme und Gewänder beim Stauferspektakel sind ein Blickfang

Gelassen, was die Wetterlage angeht, bleibt auch der Macher vom Stand „Sau vom Spieß“. Er wuchtet gerade ein 70 Kilo schweres Schwein auf den Grill. Nicht nur ein hohes Unwetterrisiko besteht, sondern es breitet sich am Samstag auch brütende Hitze auf dem Festgelände aus. Dazu noch am Grill stehen? Das stecke sein Team irgendwie weg. „Viel trinken“, sagt er und setzt seine Vorbereitungen fort. Viel trinken – diese Devise gilt bei Temperaturen von mehr als 30 Grad, vor allem, wenn man in Gewändern unterwegs ist, die darauf gar nicht abgestimmt sind. Als Pestarzt wandelt Tobias Krautz durchs Gemenge, begleitet von seiner Mutter, die als Edeldame ausgestattet ist. „Lange Kleidung zum Schutz zeichnete den Pestdoktor aus, da man damals nicht wusste, wie die Ansteckung verläuft“, sagt Krautz, der eine Maske mit langem, dunklem Schnabel trägt. Das Kostüm habe er selber geschneidert, sie seien das erste Mal von Alpirsbach nach Waiblingen gekommen.

Es gibt viele Hingucker bei dem Spektakel auf der Brühlwiese, wo es sich kreativ, kulinarisch und spielerisch um das Thema Mittelalter dreht. „Hallo, dürfen wir ein Bild machen?“, heißt es, als ein Mann in schwarzer Kutte mit Sense um die Ecke kommt. Eine Besucherin posiert mit dem Sensenmann, der aus Schorndorf kommt, wie er erzählt. „Die Hunde bellen und die Älteren machen Späße“, sagt der Schorndorfer Sensenmann. Sein Outfit sei aus einem Mönchskostüm entstanden, unter der Kutte trägt er einen schwarzen, anliegenden Stoff, der auch das Gesicht verdeckt. „Das Kostüm wirkt noch unheimlicher, ohne erkennbares Gesicht“, sagt er. Blickfang sind auch die Stelzenläufer: Matthias, Hannah und Malin Herbst sowie Paul Hokenmaier aus Kernen schreiten in luftiger Höhe durch die Menge.

Mancher Aussteller hat noch das damalige Unwetter beim Altstadtfest erlebt

Altes Handwerk ist vertreten, wie der Korbmacher Jan Rogoszewski aus Polen oder Antje Lahne aus Thüringen, bei der man das Spinnen am Spinnrad ausprobieren kann, aber auch traditionelles Bogenschießen. Alwin Schuh aus Gaildorf steht für diese Kunst. Er ist lange beim Waiblinger Altstadtfest dabei und hat das Unwetter vor einigen Jahren miterlebt. Bei seinen letzten drei Märkten habe es Probleme wegen der Wetterlage gegeben. So sei unter anderem der Markt in Göppingen abgesagt worden. Zum Glück habe er einen stabilen Marktstand. Auch Doris und Erich Bechtel aus Bad Wimpfen, die Gewürze sinnlich in vielen Farben und Düften an ihrem Stand erleben lassen, behalten das Wetter genau im Blick.

Vor der Eröffnung mussten abgebrochene Äste und Bäume gesichert werden

Am Freitagnachmittag waren die Folgen des Unwetters, das über Waiblingen, Fellbach und andere Städte im Kreis gezogen war, deutlich zu sehen. Die Polizei hatte jedoch Entwarnung geben können: Im Bereich des Festgeländes des Altstadtfestes sei es zu keinen nennenswerten Beschädigungen gekommen.

Betriebshof und Feuerwehr hatten dennoch alle Hände voll zu tun, entfernten heruntergefallene Äste und prüften Bäume auf Bruchsicherheit. Sonst hätte die Eröffnungsfeier auf dem Elsbeth-und-Hermann-Zeller-Platz wenige Stunden später nicht stattfinden können. Das machte Oberbürgermeister Sebastian Wolf bei der Eröffnung deutlich. Das Altstadtfest sei ein klassisches Stadtfest der Vereine, sagte der OB. Das große ehrenamtliche Engagement zeichne die Stadt aus. Auf der Bühne gab es vielfältige Beiträge – vom Chor Pop Collection, den VfL-Basketballern sowie den Tanzschulen Fun & Dance und Contemp. Eine ungewöhnliche Kombi aus Ballett und Hip-Hop erntete auch viel Beifall. Es wurde ausgelassen gefeiert, Massen schoben sich durch die Altstadtgassen, ein großes Hallo mit Freunden und Bekannten, viele strömten in die Innenstadt.

Säckeweise Müll sammelt das Team des Betriebshof nach der Party auf

Doch gibt es nach der großen Party immer reichlich Müll. „Ich habe mich beim Bauhof bedankt“, sagte ein Waiblinger Bürger, auch andere Passanten zollten der Truppe des städtischen Betriebshofs Respekt. Säckeweise auf mehreren Wagen transportierten sie früh am Morgen die Hinterlassenschaften ab: Flaschen, Scherben und Co. übersäten nicht nur die Treppen an der Erleninsel an der Rems. „Obwohl hier viele Mülleimer bereitstehen“, so ein Passant. Wie der SWR berichtete, blieb man in Baden-Württemberg von den erwarteten Gewittern und Starkregenereignissen weitgehend verschont.