Der Mars weist zahlreiche Krater auf. Aber wie viele Einschläge kommen jedes Jahr hinzu? Daten der „InSight“-Raumsonde liefern nun überraschende Erkenntnisse.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Schlägt ein größerer Meteorit ein, lassen sich die Erschütterungen mit Seismometern messen: Das gilt nicht nur auf der Erde, sondern auch auf dem Mars. Ein internationales Forschungsteam hat nun erstmals Daten spezieller Messgeräte der „InSight“-Raumsonde genutzt, um die Zahl der Einschläge zu ermitteln.

 

Etwa 280 bis 360 Mal pro Erdjahr treffen bastketballgroße Gesteinsbrocken den Roten Planeten, die einen mindestens acht Meter breiten Krater hinterlassen, heißt es im Fachblatt „Nature Astronomy“.

2018 auf der Mars-Ebene Elysium Planitia gelandet

Nach Auswertung von seismischen Aufnahmen einer Raumsonde der US-Raumfahrtbehörde Nasa liegt die Anzahl der Einschläge fünfmal höher als die bisherigen Schätzungen, die anhand von Bildern und Modellen getroffen wurden. „Es scheint effektiver zu sein, auf die Auswirkungen zu hören, als nach ihnen zu suchen, wenn wir verstehen wollen, wie häufig sie auftreten“, erklärt Studien-Co-Autor Gareth Collins vom Imperial College London.

Die Nasa-Sonde „InSight“, die 2018 auf der Mars-Ebene Elysium Planitia gelandet war, hatte es Wissenschaftlern erstmals ermöglicht, das innere Rumpeln des roten Planeten zu hören.

Empfindliches Seismometer hört jeden Einschlag

Bislang wurden vor allem anhand von Bildaufnahmen Aussagen über Meteoriteneinschläge auf dem Mars getroffen. Häufige und intensive Staubstürme machten es für Raumfahrzeuge, die den Planeten umkreisen, jedoch besonders schwierig, kleine Krater in der Tiefe zu erkennen.

Diese Bilder der Nasa Foto: Nasa//JPL-Caltech/University of Arizona/dpa

Das empfindliche Seismometer von „InSight“ konnte jedoch „jeden einzelnen Einschlag innerhalb der Reichweite des Landers hören“, wie Studien-Co-Autorin Géraldine Zenhäusern von der Technischen Hochschule Zürich erläutert.

Um den Durchmesser von Kratern und ihre Entfernung zu „InSight“ zu bestimmen, verfolgten die Wissenschaftler ein bestimmtes akustisches Signal, das beim Einschlag von Meteoriten auf dem Mars erzeugt wird. Anschließend berechneten sie die Anzahl der Krater, die in einem Jahr in der Nähe der Forschungsplattform entstanden, und rechneten diese Zahl dann auf den gesamten Planeten hoch.

Mars-Atmosphäre bietet nur wenig Schutz

Der Mars ist etwa doppelt so groß wie der Mond und liegt viel näher am Asteroidengürtel unseres Sonnensystems, was ihn zu einem bevorzugten Ziel für große Gesteinsbrocken macht, die durch den Weltraum rasen.

Die meisten Meteoriten, welche sich der Erde nähern, brechen in unserer Atmosphäre auseinander. Die Atmosphäre des Mars ist jedoch 100-mal dünner als die Erdatmosphäre und bietet daher nur wenig Schutz.