Der Künstler Fritz Bornstück aus Berlin zeigt von heute an unter dem Titel „Summen der Dinge“ im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim seine Arbeiten.

Ein verlassenes Zimmer. Lost Place. Die Matratze verschmutzt und durchbohrt. Ein kaputter Stuhl im Fensterrahmen, die Beine seltsam verdreht. Darüber, wie zufällig hängengeblieben, eine Jeans. Eine nackte Glühbirne hängt von der Decke und mit ihr Pflanzenarme. Natur, die sich Platz zurückerobert. „Stillleben mit blauer Mauritius“ heißt die 2018 entstanden Arbeit. Sie ist mit 17 weiteren, meist großformatigen, Gemälden und zahlreichen Keramik-Plastiken unter dem Titel „Summen der Dinge“ ab sofort im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim zu sehen.

 

Erzählt eines Tages nur noch Elektroschrott von der Menschheit?

Der 1982 in Weilburg an der Lahn geborene und in Berlin lebende Künstler Fritz Bornstück folgt in seinen Arbeiten den Spuren, die Menschen hinterlassen. Schafft aus ihnen Stillleben, Wimmelbilder, Entdeckungs- und Zeitreisen in eine Vergangenheit, in der der Alltagschrott noch alltagstauglich war. Und vielleicht auch nach vorne, in eine dystopische Zukunft, in der nur noch zurückgelassene Gegenstände und veraltete Elektronik von der Menschheit erzählen und sich die Natur wieder ihren Raum nimmt.

Das ungewöhnliche Zusammenspiel aus großen Gemälden und kleinteiligen Keramiken nennt Museumsleiterin Saskia Dams als einen der besonderen Reize der Ausstellung. Gegenstände aus dem Gewimmel der Gemälde tauchen zuweilen als Keramikobjekte „wie ein Déjà-vu“ wieder auf, ein kleiner Feuersalamander etwa – der übrigens nach der Ausstellung im Museum verbleiben wird. Zudem sei die Schau zugleich „eine museale Premiere“, erläutert Dams. Denn obgleich Fritz Bornstück seine Arbeiten schon vielfach präsentiert habe, in ganz Europa und sogar weltweit, stelle er nun erstmals in einem Museum aus.

Dieser Feuersalamander wird nach der Schau im Museum bleiben. Foto: Werner Kuhnle

Bornstück setze ein sozial- und umweltkritisches Thema auf sehr witzige Weise um. Das mache die Ausstellung, die sich „sehr schön selbst vermitteln kann“, interessant für unterschiedlichste Zielgruppen, etwa für Kinder oder interessierte Spezialisten, so Saskia Dams.

Das Gehirn ergänzt die Kunstwerke wie von selbst

In seinem Werk verknüpfe er persönliche Erinnerungen mit Gegenständen, sagt Fritz Bornstück. In seinem dreiteiligen Objekt „Garnitur“ etwa könne man das an jedem Einzelteil sehen. Dem Betrachter eröffnet die Arbeit den Blick auf ein vergangenes Gelage: Zigarettenstummel, zerdrückte Dosen, überquellende Aschenbecher auf einer stählernen Biergarnitur. Umgeworfenes, Unordnung, Chaos. Den Geruch von kaltem Rauch und eine vage Erinnerung daran, wie es sich anfühlt, die halbe Nacht auf einer Holzbank gesessen zu haben, ergänzt das Gehirn dazu automatisch.

Neben Keramiken sind auch großformatige Gemälde zu sehen. Foto: Werner Kuhnle

„Experimenteller Umgang mit Glasur und Brand hat mich dazu gebracht, diesen Dialog zwischen Malerei und Skulptur zu führen. In ihm geht es darum, dass malerische Gesten im dreidimensionalen Raum umgesetzt werden“, so Bornstück. Die Flecke, Schlieren und Spritzer der Skulpturen spiegeln sich etwa in der Collage „Windmusik“ wider. Auf diese Weise entsteht eine „direkte Korrespondenz“ zwischen Bildern und Objekten.

Spaziergang mit den Augen

Seine Arbeit möchte Bornstück als einen „Schlüssel zum Türenöffnen“ verstanden sehen. Als Raum für Assoziationen, zum Selberdenken, um sich in Details zu verlieren. Als eine Einladung, mit den Augen spazieren zu gehen – und nicht als etwas, das er mit einer konkreten Botschaft erschaffen habe.

Der Titel der Ausstellung, „Summen der Dinge“, lehnt sich an Aristoteles Satz „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ an. Eine Referenz an die kleinteiligen Elemente in Bornstücks großformatigen Landschaftsbildern. Und an das imaginäre Hintergrundbrummen der nutzlos gewordenen Elektronik, die darauf zu sehen ist.

Ein Besuch im Museum

Ausstellungsbesuch
 „Fritz Bornstück – Summen der Dinge“ wird am Freitag, 28. Juni, um 19 Uhr eröffnet. Der Eintritt frei. Die Ausstellung ist noch bis zum 29. September im Museum im Kleihues-Bau zu sehen. Freitag bis Sonntag ist dieses je von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Finissage findet dann am Sonntag, 29. September, um 16 Uhr bei freiem Eintritt statt.

Führungen
Museumsleiterin Saskia Dams führt an den beiden Freitagen, 19. Juli und 30. August, je um 15 Uhr durch die Ausstellung. Achtung: Hierfür ist eine Anmeldung nötig. Anlässlich des Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, gibt es zudem um 16 Uhr eine Führung bei freiem Eintritt. Alle Termine und weitere Infos finden sich auf der Homepage des Museums im Kleihues-Bau.

Schulen
Führungen für Gruppen und Schulklassen sind jederzeit auf Anfrage möglich. Hierfür bitte unter E-Mail museen@kornwestheim.de oder Telefon 0 71 54 / 2 02 74 01 melden.