Der Autozulieferer Marquardt aus Rietheim-Weilheim (Kreis Tuttlingen) hat zwar 2023 Umsatz eingebüßt, baut aber sein Produktionsnetzwerk aus – unter anderem in Indien und Tunesien.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Nach einem Umsatzrückgang im Jahr 2023 ist für den Autozulieferer Marquardt mit Sitz in Rietheim-Weilheim (Kreis Tuttlingen) auch das laufende Jahr herausfordernd. Mittel- und langfristig bewertet Familienunternehmer Harald Marquardt die Entwicklung aber positiv.

 

„Wir haben bereits vor Jahren konsequent in die Elektromobilität investiert und rechnen hier von 2025 an mit deutlichen Wachstumsimpulsen“, sagte Marquardt bei der Jahrespressekonferenz. Das Familienunternehmen gehört zu den weltweit führenden Herstellern von mechatronischen Schalt- und Bediensystemen für Autos, aber auch für Elektrowerkzeuge, wobei letztere etwa 20 Prozent zum Umsatz beisteuern.

Im vergangenen Jahr machten dem Zulieferer vor allem die schwache Weltkonjunktur, ausbleibende Kundenabrufe und fehlende Stückzahlen zu schaffen. Die Zahl der Mitarbeiter sank weltweit um rund 700 – darunter 150 in Deutschland – auf knapp 10 000 Beschäftigte. Im Inland sind rund 2500 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir haben mangels Nachfrage weniger produziert, unsere Werke waren über das Jahr hinweg nicht voll ausgelastet, sodass wir unsere Personalstrukturen in der Produktion und in den produktionsnahen Bereichen, aber ebenso in den indirekten Bereichen angepasst haben“, sagte Marquardt.

Der Umsatz ist im abgelaufenen Geschäftsjahr um 2,2 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro gesunken. Das Ergebnis nennt Marquardt traditionell nicht. Allerdings sei es unbefriedigend, ein Sprecher redet von „einer schwarzen Null“. Dennoch investiert Marquardt kräftig in Innovationen und den Ausbau von Produktionskapazitäten. Allein für Forschung und Entwicklung gibt der Zulieferer rund zehn Prozent des Umsatzes aus.

Weichen für einen Wechsel sind gestellt

In diesem Jahr soll etwa die Serienproduktion im neuen Werk im indischen Talegaon nahe Pune anlaufen – darunter Produkte für die E-Mobilität. Im tunesischen El Fejja nahe der Hauptstadt Tunis soll in einem neuen Werk schon Mitte 2024 die Produktion hochwertiger Bedienoberflächen für den Fahrzeuginnenraum von Premiumfahrzeugen beginnen.

Die Weichen für einen Wechsel sind bei dem Autozulieferer mittlerweile gestellt. Anfang 2025 übernimmt der einstige Hella-Manager Björn Twiehaus (46), der seit Anfang April den stellvertretenden Vorsitz in der Marquardt-Geschäftsführung innehat, die Führung des Unternehmens von Harald Marquardt (63). Damit übernimmt erstmals in der knapp 100-Jährigen Firmengeschichte ein Manager die Leitung, der nicht zur Gesellschafterfamilie gehört.