Nicht wenige werden nur alle zwei Jahre bei großen Turnieren zu Fußballfans. Claus „Bredi“ Breitenberger ist das krasse Gegenteil. Er schaut ausschließlich Amateurspiele. Warum eigentlich?

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Wie viele Spiele von Proficlubs er live im Stadion gesehen hat? Claus „Bredi“ Breitenberger muss nicht lange überlegen: „Ein einziges“, sagt er mit einem Lächeln. Diese leuchtende Ausnahme datiert vom Februar 1999. Der 1. FC Nürnberg spielte gegen Werder Bremen. Dass „Bredi“ mit dabei war, lag aber aber nur daran, dass er an diesem Tag die Sportfreunde Dorfmerkingen zu einem Testspiel beim 1. FC Nürnberg II begleitete. „Im Mannschaftsbus gab es Freikarten für das Bundesligaspiel, das danach stattfand“, erinnert sich Breitenberger.

 

Kein großes Interesse an EM

Seit diesem einmaligen Ausrutscher widmet sich der 58-Jährige wieder einzig und allein seiner Leidenschaft für den Amateurfußball. Auch die anstehende EM 2024 lässt ihn ziemlich kalt. „Wenn es sich ergibt, schaue ich mir vielleicht mal ein Spiel im Fernsehen an“, sagt er. Mit dem Big Business, mit dem auf Hochglanz getrimmten Profizirkus, kann er nichts anfangen: „Mir geht es um ehrlichen Fußball, ich will nah dran sein, Freunde und Bekannte treffen, danach in gemütlicher Runde ein Bierchen trinken.“

Rund 150 Spiele schaut er pro Saison, von der Oberliga bis runter zur Kreisliga B. Der Fußballtourist aus Schwäbisch Gmünd ist in ganz Württemberg unterwegs, vorzugsweise in seiner Heimat auf der Ostalb, aber auch mal über die Landesgrenzen hinaus. Über Pfingsten sah sein Programm so aus. Samstag: FSV 08 Bissingen – FC Holzhausen, Verbandsliga. Sonntag: Germania Bietigheim – VfR Heilbronn, Landesliga. Montag: TSV Rohr – SC Stammheim, Bezirksliga. Er reist fast immer mit der Bahn, ein Auto hat er nicht, auch kein Handy – und „verheiratet bin ich mit dem Fußball“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Allseits beliebter Gast

„Bredi“, wie er überall genannt wird, kennt alle und jeden, er selbst ist bekannt wie ein bunter Hund. Und äußerst beliebt bei Spielern, Trainern, Funktionären, Schiedsrichtern. Selbst die Tür zur Kabine, dem heiligsten Ort für die Kicker, steht für ihn bei einigen Vereinen nach den Spielen offen. Die Bilder postet er gerne auf Facebook. Dort hat er 5000 Freunde – mehr geht nicht.

Breitenberger ist nicht Fan eines Clubs. Zwar liegen ihm der FC Normannia Gmünd, für den er im Stadionblatt auch die Gegner vorstellt, und die Clubs auf der Ostalb besonders am Herzen, doch er ist vor allem glühender Fan des kompletten Amateurfußballs. Um diese Leidenschaft auszuleben, trifft es sich gut, dass er als Finanzbeamter seit Ende der 1990er Jahre nur noch halbtags tätig ist. Auslöser war der Tod eines Kollegen bei einem Kick der Betriebsmannschaft. Das hat ihn nachdenklich gemacht. Auch das ist eine Facette von „Bredi“ – dem Kultfan mit dem großen Herz für den kleinen Fußball.