Ein 20-jähriger Mercedes-Fahrer rauscht an einem Kreisverkehr auf den Gehweg, mehrere Fußgänger müssen zur Seite springen. Die Polizei warnt: „Wir befinden uns nicht in rechtsfreien Räumen.“

War die Skepsis im Vorfeld bei manchen groß, so hat die Fußball-Europameisterschaft nun doch die Menschen in der Republik gepackt. Und ein Sieg wird teils auch gebührend gefeiert – beispielsweise laut hupend beim Autokorso durch die Innenstadt, womöglich zu zehnt im Cabrio oder tanzend auf dem Autodach.

 

Die Tifosi treffen sich traditionell auf dem Stuttgarter Platz in Fellbach

Für die Ordnungsbehörden ist dabei „högschde Konzentration“ vonnöten, um es mit den Worten eines früheren Bundestrainers zu sagen. Denn das Ganze soll ja nicht ausarten. Besonders gefordert sind die Kräfte in Fellbach, wo sich traditionell bei Welt- und Europameisterschaften die Tifosi zu Tausenden auf dem Stuttgarter Platz treffen und den Verkehr lahmlegen.

Gefährlich werden kann es aber auch bei Feiern der deutschen Fußballfans – so am Mittwochabend in Backnang: Beim Autokorso nach dem EM-Gruppenspiel gegen Ungarn kurvte ein 20-jähriger Mercedes-Fahrer durch den Kreisverkehr Annonay-Straße und Gartenstraße. Kurz nach dem Ausfahren aus dem Kreisel geriet der junge Mann mit der rechten Fahrzeugseite auf den Gehweg. Mehrere Passanten konnten eine Kollision mit dem Auto nur verhindern, indem sie nach hinten oder zur Seite sprangen.

Gegen den 20-jährigen Fahrer wurde ein Ermittlungsverfahren wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr eingeleitet, sein Führerschein wurde beschlagnahmt. Zeugen oder weitere Geschädigte des Vorfalls sollten sich bei der Polizei in Backnang, Telefon 0 71 91 / 90 90, melden.

Autokorso werden in begrenztem Rahmen toleriert

Aus diesem Anlass erklärt die Pressestelle des Polizeipräsidiums Aalen: „Autokorsos als Ausdrucksform der Freude werden anlässlich der Europameisterschaft in zeitlich begrenztem Rahmen toleriert. Wir befinden uns jedoch nicht in rechtsfreien Räumen, zudem soll die Beeinträchtigung Dritter auf ein zumutbares Maß reduziert werden. Bei der Verwirklichung von Straftaten oder bedeutenden Ordnungswidrigkeiten schreitet die Polizei konsequent ein. Dies gilt in besonderem Maße bei Schussabgaben, Böllerwürfen oder dem Abbrennen von Pyrotechnik.“

Sitzen auf dem Autodach ist tabu

Auch bei gefährlichen Fahrmanövern oder anderen brenzligen Verhaltensweisen schaue die Polizei nicht zu, sondern schreite „niederschwellig“ ein. „Hierzu zählen beispielsweise das Sitzen auf Motorhauben und Autodächern, das Zufahren auf Personen, das Stehen in Cabriolets oder das Einfahren in Fußgängerbereiche.“ Personen, die sich nicht daran halten, müssten mit entsprechenden Anzeigen rechnen.