Angesichts der bevorstehenden Europa- und Kommunalwahlen hängen allerorten Wahlplakate. Welche besonders herausstechen und warum.

Digital Desk: Sandra Hartmann (shm)

„Das regelt der Marc“, steht auf einem Wahlplakat von „Die Partei“. Abgebildet ist ein junger Mann in Men-in-Black-Manier, in Anzug und mit schwarzer Sonnenbrille. In der einen Hand hält er ein Feuerzeug, in der anderen wohl einen Molotowcocktail. Marc Kadkalov ist der Spitzenkandidat von Die Partei für den baden-württembergischen Hohenlohekreis zur Europawahl 2024, die am kommenden Sonntag ansteht.

 

Wahlplakat von Die Partei mit Spitzenkandidat Marc Kadkalov. Foto: StZN/Sandra Hartmann

Einfache Lösungen mit eingängigen Slogans nach dem Motto: „Wir retten die Welt ,so wie es uns gefällt“ – Die Partei ist bekannt für ihre vor Satire triefenden Auftritte. Und damit sind sie ganz erfolgreich, immerhin haben sie es mit ihrem ganz speziellen Humor bis ins Europaparlament geschafft.

Dieses Plakat spielt vermutlich unter anderem auf die FDP-Wahlkampagne von 2021 an mit dem Slogan: „Der Mark(t) regelt schon.“ Und darüber hinaus vermutlich auch auf andere Parteien, die suggerieren, alle vermeintlichen Probleme auf ihre ganz spezielle Weise lösen zu können. Da hat sich ja in den vergangenen Jahren bekanntlich einiges angestaut: Corona-Nachwehen, Kriege, Krisen, Klimawandel, Inflation, rechte Hetze. Der Heilsbringer ist da. Und er heißt Marc. Der Marc wirds richten. Ganz versprochen.

Zwischen Krieg und Frieden, Dracula und einem Schimmel

Weniger lustig, aber umso eindrücklicher ist eines der aktuellen Videos zur Europawahl von Die Partei, in welchem sie sich deutlich gegen Kriege ausspricht.„Kein Frieden ohne Krieg“, heißt es darin zunächst ironisch. Und: „ Deutsches Kind sei nicht verkrampft. Chill bro’.“ Bilder von toten Soldaten, Bomben. Massengräbern und Kindern im Krieg werden gezeigt, dazwischen immer wieder Fotos von lachenden, spielenden Kindern in – vermutlich – Deutschland. Am Ende steht: „Gecheckt? Im Schützengraben ist nichts mit Insta und chatten.“

Der wohl polarisierendste Wahlslogan von Die Partei, der nicht nur in diesem Wahljahr, sondern schon vor drei Jahren bei der Bundestagswahl für Furore gesorgt hat, lautet: „Nazis töten“. Das Plakat kann man übrigens für 3 Euro im Online-Shop der Partei bestellen. Auch „Feminismus, ihr Fotzen!“ gab es von der Partei bei der Bundestagswahl 2021 zu lesen, auch dieses Plakat war höchst umstritten. Auch stark in die Kritik geraten: „Hier könnte ein Querdenker hängen.“

„Für mehr Eis“

Brachial geht es mitunter auch bei Volt zu. Die lilafarbenen Wahlplakate dieser Partei warten mit markigen Sprüchen à la „Sei kein Arschloch“ auf. Darunter steht, etwas kleiner gehalten: „Deine Stimme gegen Rechtsextremismus“. Originell, aber nicht beleidigend ist dieser Volt-Slogan: „Für mehr Eis - Deine Stimme für echte Klimapolitik gegen Erderwärmung.“

Mit einem klaren Rechtsvotum für Deutschland wirbt die AfD, wenn sie titelt: „Unser Land zuerst.“ Das Wahlplakat erinnert stark an Donald Trumps „America-First“-Wahlkampagne.

Die CDU, SPD und die Grünen zeigen sich dagegen eher konservativ, was ihre Slogans auf den aktuellen Wahlplakaten betrifft. So wirbt die CDU beispielsweise mit dem relativ beliebigen Titel: „Für Freiheit und Sicherheit“, die SPD möchte mit „SPD wählen – Rechtsruck stoppen“ viele Kreuze für sich gewinnen. Die Grünen sind da schon etwas origineller unterwegs: „Wer den Planeten retten will, fängt mit diesem Kontinent an“, heißt es da unter anderem.

Kreative Plakate zur Gemeinderatswahl in Stuttgart

Wesentlich kreativer geht es bei den Kommunalwahlen zu. Eine clevere, weil Aufsehen erregende Wahlkampagne fährt derzeit etwa Sara Dahme. Sie kandidiert für den Stuttgarter Gemeinderat – mit einem Schimmel an ihrer Seite. Unter dem Foto steht: „Aufs richtig Pferd setzen.“ Ein weiteres Plakat titelt: „Alle 11 Minuten verliebt sich jemand in die SPD.“

Im Kontrast dazu wirbt die FDP im Europawahlkampf mit einem bösen Blick von Marie-Agnes Strack-Zimmermann in schwarz-weiß und dem Titel: „Es ist nicht egal. Es ist Europa.“ Die Partei wirkt damit aber eher wie: „Wir ziehen in den Krieg“ als:„Wir lösen Probleme“. Die FAZ titelte unlängst diesbezüglich wenig charmant: „Wenn die FDP wie Dracula blickt.“