Bei einem Feuer sind in einem Privathafen in Besigheim (Kreis Ludwigsburg) fünf Boote abgebrannt. Die Kripo nimmt die mögliche Brandursache unter die Lupe.

Am Tag danach ist Kevin Walter immer noch aufgewühlt. Der 30-jährige Junior-Hafenmeister blickt am Neckarufer bei Besigheim auf fünf verkohlte Wracks. Seit vielen Jahrzehnten betreibt seine Familie den kleinen Sportboothafen – ein Idyll auch für die Nutzer. Sie fahren bevorzugt am Wochenende ihre Boote aus und feiern Grillabende. Plötzlich jedoch schlugen die Flammen zu. Auf einem der im Hafen liegenden 37 Boote brach am Dienstag gegen 19.15 Uhr ein Feuer aus und zerstörte fünf nebeneinanderliegende Kähne. „So etwas hatten wir noch nie“, sagt Kevin Walter, der nach der gefühlten Katastrophe am Vorabend nun an diesem Mittwochvormittag die Kriminalpolizei auf seinem Gelände zu Gast hat.

 

Die Einsatzkräfte hieven ein Boot aus dem Wasser. Foto: 7aktuell.de/Alexander Hald

Das Feuer ausgelöst hat nach ersten Erkenntnissen ein Bootseigentümer, der Sprit nachfüllte. Zu viel Kraftstoff soll es gewesen sein, berichtet das Polizeipräsidium Göppingen, das den Einsatz ihrer Beamten am Neckar koordiniert. Wie sich der Brennstoff entzündete, stellt die Kripo allerdings vor ein Rätsel. Sie hat das Wrack des Bootes mit einem Absperrband markiert. Ein Gutachter wird das kohlschwarze Gerippe untersuchen.

Der Senior-Hafenmeister bricht seinen Urlaub in Kroatien sofort ab

Der Brand, bei dem kein Mensch zu Schaden kam, widerfährt der Hafenmeister-Familie zur Unzeit. Der Senior-Chef Kai Walter weilte im Urlaub in Kroatien. Die Ereignisse erreichten ihn dort quasi in Echtzeit. Als der Brand begann, habe man ihn angerufen, berichtet der 51-Jährige am Mittwoch im Telefonat vom Flughafen aus. „Ich rief meine Überwachungskamera auf und habe gesehen, wie das Feuer in Sekundenschnelle auf die anderen vier Boote übergriff.“ Walter brach seinen Urlaub sofort ab und nahm den ersten Flieger in die Heimat.

Auf den Chef wartet nun viel Arbeit. Gespräche mit der Polizei, Versicherungen und den Bootseigentümern. „Wir müssen die Boote auch irgendwo entsorgen“, sagt er und hofft auf einvernehmliche Lösungen für den rund 2000 Quadratmeter großen Uferstreifen, auf dem die langjährigen Gäste ein fast familiäres Miteinander pflegen. Darauf ist auch Walters Sohn Kevin stolz: So habe ein Eigentümer das größte der zerstörten Boote, das Kajütboot Luna, einem anderen Freizeitkapitän überlassen im Versprechen, dass der neue Eigentümer sich lebenslang gut um das etwa sechs Meter lange Gefährt kümmern würde. „Das Boot war erst kürzlich renoviert worden.“ Aber nun liegt die Luna ebenfalls verkohlt am Ufer.

So sahen die Boote unmittelbar nach dem Brand aus. Foto: 7aktuell.de/Alexander Hald

Die Bergung der fünf abgebrannten Boote war kein leichtes Unterfangen, berichtet der Besigheimer Feuerwehrkommandant Jochen Feyerabend. Einige seiner Leute übten mit einem eigenen Boot in der Nähe, später löschten rund 70 Feuerwehrleute mit 14  Fahrzeugen aus Besigheim und Umgebung den Brand. „Alle fünf Boote bestanden aus Glasfaserkunststoff – sie haben kräftig geraucht.“ Weil die Wracks zu sinken drohten, habe man sie nach dem Löschen mit dem Kran einer benachbarten Rohbaufirma an Land gehievt. „Es ist vor allem wichtig, dass keine Menschen verletzt wurden“, sagt Jochen Feyerabend. Das bewachsene Ufergelände sei wegen der vielen Regenfälle weniger gefährdet gewesen. „In trockeneren Zeiten wäre es aber kritisch geworden.“

Hat sich das Benzin auf dem heißen Motor entzündet?

Über die Brandursache will der Besigheimer Kommandant nicht spekulieren. Aus zweiter Hand habe er erfahren, dass ein Bootseigentümer seinen Motor starten wollte – „dann gab es eine Zündung“. Rein theoretisch könne es sein, dass sich überquellender Treibstoff auf einem heißen Motor entzünden könne. Das müsse aber nun untersucht werden. Das enge Aneinanderliegen von Booten sieht Feyerabend als völlig normal an. Man sollte da niemandem Vorwürfe machen. „In den Häfen am Bodensee wird auch jeder Quadratmeter genutzt.“

Auch die DLRG war im Einsatz. Foto: 7aktuell.de/Alexander Hald

Im Hafen der Walters in Besigheim klafft nun eine Lücke. Immer noch schwimmt an diesem Mittwochvormittag die orangefarbene Ölsperre am Unglücksort. Mit nur geringen Schäden ist das Betriebsschiff der Hafenbetreiber davongekommen. Es ist aus Stahl – die Flammen konnten ihm nur wenig anhaben. Den Schaden an den anderen Booten schätzt die Polizei bis auf Weiteres auf rund 200 000 Euro.

Die Walters hoffen, dass bald wieder Normalität auf dem Gelände eintritt. „Unsere Gäste fühlen sich wie auf einem Campingplatz – sie fahren mit ihren Kajütbooten zum Beispiel nach Hessigheim, um ein Bad zu nehmen und kehren dann hier wieder zurück“, erzählt Kevin Walter. Er hoffe, dass sich die geschädigten Eigentümer wieder neue Boote zulegen und das gute Miteinander fortsetzen.