Nachdem Touristen bei vermeintlichen Fotoshooting seine Mohnblumen plattgetrampelt hatten, hat der Erlenbacher Landwirt Stefan Kerner eine kreative Maßnahme ergriffen.

Volontäre: Julika Wolf (jwo)

Es ist ein Traum von lila Mohnblüten, der Menschen von nah und fern fürs Foto ins Feld lockt. Über einen Post auf Social Media teilte die Erlenbacher Ölmühle (Kreis Heilbronn) das Mohnerwachen auf ihren Feldern mit der Welt. Das wurde für die Blüten allerdings schnell zu ihrem Ende: Auf der Suche nach dem idealen Motiv trampelten Besucherinnen und Besucher die Mohnblüten platt – und das, obwohl die Mühle in ihrem Post extra zur Vorsicht aufgerufen hatte.

 

An Pfingsten hat er durch Zufall bemerkt, wie stark der Schaden war

Da war dann Schluss mit lustig. Eigentlich teilt Landwirt Stefan Kerner die Blütezeit gerne mit anderen. Seit der Pandemie sei die Mühle zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. Doch dann habe er an Pfingsten durch Zufall bemerkt, wie stark das Feld beschädigt war. Er habe nicht jeden Tag danach gesehen. „Wenn das Zeug blüht, dann lass ich’s blühen und freu mich daran“, sagt er. Dass die Zerstörung dieses Ausmaß hat, damit hätte er nicht gerechnet.

„Zwischen 80 und 100 Leute waren am Pfingstmontag permanent da“, berichtet Kerner. Einige seien mit Drohnen angereist, andere mit fünf verschiedenen Outfits. „Dann kamen die Ferien“, sagt er. Er habe Autokennzeichen aus Stuttgart, Ludwigsburg, Esslingen und Villingen-Schwenningen gesehen.

Also musste eine Lösung her, um seine Mohnpflanzen zu retten. Schließlich braucht er die für das Öl, das er auf dem Hof verkauft. „Wir haben nur das, was bei uns wächst“, sagt er. In wenigen Wochen will er ernten.

Also mähte er Schneisen ins Feld, in denen die Leute ihre Fotos machen können. „Wenn du den Leuten ein bisschen vorgibst, wo sie hinsollen, dann halten sie sich auch daran“, sagt Kerner. Sicher habe er dafür auch ein wenig Feld zerstören müssen. Aber eben nur an bestimmten Stellen. „Da tut’s uns nicht so weh“, sagt er.

Die Lösung

Um einen Fokuspunkt zu bieten, hat er nun ein Sofa aus Holzpaletten mitten ins Feld gestellt. Auf einer Weinwanderung habe er solche Palettenmöbel gesehen. „Das fand ich ganz cool“, sagt er. Jetzt stelle das Sofa einen „rustikalen Spot“ im Feld dar. Es sei sogar so positioniert, dass der Hintergrund ebenso fürs Foto taugt.

Seit gut einer Woche steht es nun im Feld. Und wie kommt das an? „Gefühlt war’s dauerbelegt“, erzählt er mit Blick auf das vergangene Wochenende. Das liegt vielleicht auch an einem kleinen Marketing-Gag, den er sich ausgedacht hat: Weil das Sofa im Feld eine ganz besondere Kulisse fürs Foto ist, hat die Erlenbacher Ölmühle auf Social Media zu einem Fotowettbewerb aufgerufen. Die Besucher, sollen ein Bild auf dem „Mohnsofa“ machen und es mit dem Hashtag #mohnblütenmagie versehen. Auch die Instagram-Seite der Ölmühle muss markiert sein.

Noch bis Sonntag können Bilder eingereicht werden, dann wird das schönste ausgewählt. „Bisher haben wir 345 Fotos bekommen“, sagt Kerner, und fügt bei dem Gedanken hinzu: „Die werden sich hoffentlich keinen über die Rübe gezogen haben.“ Der Gewinner bekommt Öl und Essig vom Hof.

Schaden konnte reduziert werden

Wer mitmachen will, muss allerdings schnell sein: Der Regen der vergangenen Tage hat viele Blüten kaputtgemacht. „Die Mischung aus fast schon reifer Kapsel und der Blüte gibt immer noch tolle Bilder“, sagt Kerner. Wichtig für den Landwirt aber vor allem: Den Schaden habe er durch die Maßnahmen deutlich reduzieren können. Und gewissermaßen ist das Feld mit dem Sofa sogar noch schöner als vorher.