In Stuttgart feiern viele Fußballfans nach den EM-Spielen in ihren Autos, hupen und blockieren teils komplett den Verkehr. Erlaubt ist das nicht, aber wie verhält sich die Polizei?

Baden-Württemberg: Lea Krug (lkr)

Das „Unnütze Hin- und Herfahren“ gilt in Deutschland als Ordnungswidrigkeit. Und auch Hupen ohne Grund oder gar das Blockieren ganzer Straßen, ist im Straßenverkehr eigentlich nicht erlaubt. Trotzdem gehören Autokorsos, also das Feiern auf der Straße mit dem eigenen Auto, für viele Fußballfans dazu – vor allem bei großen Sportevents wie momentan der Fußball-EM. Je nach Partie droht auf den Straßen in der Innenstadt dann ein kompletter Verkehrskollaps, ein Durchkommen gibt es dann an vielen Hauptverkehrsachsen überhaupt nicht mehr.

 

Doch wie geht die Polizei mit den unerlaubten Auto-Partys auf der Straße um? „Wenn man rein auf das Gesetz blickt, ist das schlicht illegal“, erklärt ein Sprecher der Polizei in Stuttgart. Theoretisch sei für solche Fan-Aktionen ein Antrag beim Amt notwendig. Weil das in der Praxis aber keiner mache – und die Anzahl der Verstöße wohl unzählig wären, macht die Polizei als Ordnungshüter hier offenbar Kompromisse. „In gewissem Maße tolerieren wir Autokorsos“, sagt der Pressesprecher der Stuttgarter Polizei auf Anfrage.

Gesellschaftliche Akzeptanz

Er spricht von einer Art „Brauchtum“, der gesellschaftlich akzeptiert sei. „Es ist ein Spagat, den die Polizei da machen muss“, sagt er. Durchaus müssten die Beamten im EM-Alltag immer wieder eingreifen, etwa dann, wenn Fans beispielsweise auf einem Autodach sitzen oder sich mit dem Oberkörper aus dem Fenster lehnen. „Das wird von uns abgestellt“, sagt der Polizeipressesprecher.

Anzeigen habe es bislang nur wenige gegeben, sagt er mit Blick auf die Akten. Nach dem Spiel zwischen Türkei und Georgien am Dienstagabend seien etwa Schüsse aus einer Schreckschusswaffe abgefeuert worden, zwei Waffen wurden beschlagnahmt, so der Sprecher. Die Personen im Auto müssen nun mit einer Anzeige rechnen. So etwas werde nicht toleriert, macht er klar.

Aber was, wenn der Rettungsdienst durch muss? „Sofern es erforderlich ist, trifft die Polizei verkehrslenkende Maßnahmen, um Feuerwehr oder Rettungsdiensten die Fahrt zu den jeweiligen Einsatzörtlichkeiten zu ermöglichen“, erklärt die Polizei Stuttgart. Es gebe langjährige Erfahrung und bewährte Konzepte für solche Einsatzlagen.

Grundsätzlich rät die Polizei Autofahrerinnen und Autofahrern, die Innenstadt während der EM möglichst zu meiden und auf Alternativen wie Bus und Bahn umzusteigen.