Immergrün und pflegeleicht: Das macht Kirschlorbeer zum beliebten Gartengewächs. In der Schweiz ist er als invasive Art eingestuft, der Verkauf demnächst verboten. Studien zeigen, dass die Spezies auch hierzulande die Natur erobert.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Der Kirschlorbeer ist als Gartenpflanze so beliebt wie umstritten. Eine Studie belegt nun, dass sich die ursprünglich aus Kleinasien stammende Art in Wäldern hierzulande stark ausbreiten kann.

 

Der Klimawandel werde das noch verstärken, sagt Studienleiter Stefan Abrahamczyk vom Naturkundemuseum Stuttgart. Den Ergebnissen zufolge hat der Kirschlorbeer ein hohes invasives Potenzial und wird wahrscheinlich die Waldstruktur und die Artenzusammensetzung in Deutschland dauerhaft verändern. Die Studie ist im Fachjournal „Biological Invasions“ erschienen.

Verbot von Kirschlorbeer in der Schweiz

In der Schweiz wurde kürzlich bereits ein Verkaufsverbot für Kirschlorbeer beschlossen. Diese ab September und auch für andere als invasiv eingestufte Arten geltende Regelung soll verhindern, dass sich die Pflanzen in der Umwelt ausbreiten und Schäden anrichten.

Über die Verbreitung des schnellwüchsigen Kirschlorbeers (Prunus laurocerasus) in Deutschland sei bisher wenig bekannt, heißt es nun. Die Forscher untersuchten das Vorkommen der seit Jahren als Heckenpflanze sehr beliebten Art im Kottenforst, einem großen Waldgebiet bei Bonn. Häufigkeit, Wuchshöhe und -fläche sowie Altersstruktur und Reproduktionsfähigkeit wurden erfasst.

Verstärkte Etablierung nach 2000

Einige der Pflanzen seien bereits sehr groß und alt, die größten, etwa 30 Jahre alten Exemplare bedeckten eine Fläche von 50 Quadratmetern, so Abrahamczyk. „Die meisten Pflanzen waren aber deutlich jünger und entsprechend kleiner.“ Die verstärkte Etablierung nach dem Jahr 2000 könnte durch die gestiegenen Wintertemperaturen begünstigt worden sein, vermuten die Forscher.

Es sei reichlich Blüten- und Fruchtentwicklung zu beobachten gewesen, einige Pflanzen seien von einem Kreis von Jungpflanzen umgeben. „Diese Beobachtungen belegen, dass sich der Kirschlorbeer im Wald selbstständig vermehrt, und rechtfertigen die Kategorisierung als etablierter Neophyt“, erklärt Abrahamczyk.

Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) wuchert in einem Wald. bei Plüdershausen. Foto: Stefan Abrahamczyk/Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart/dpa

Konkurrenz für andere Unterholzarten

Der Kirschlorbeer ist demnach eine Konkurrenz für alle anderen Unterholzarten. Zudem verändere die Pflanze die Bodenchemie, was wiederum für Bodenorganismen ungünstig sei. „Im Kottenforst wurden in den bewachsenen Bereichen keine anderen Unterwuchsarten beobachtet, da die ausladende Wuchsform und das dichte, immergrüne Laub des Kirschlorbeers alle anderen Pflanzenarten zu verdrängen scheint“, berichtet das Team.

Ähnliche Berichte über Vorkommen und Reproduktion von Prunus laurocerasus habe es auch aus anderen Regionen Westdeutschlands bereits gegeben. Vermutlich sei der Kirschlorbeer auch in Deutschland als invasiv einzustufen. Die Entscheidung falle beim Bundesamt für Naturschutz (BfN).

Für heimische Insekten ist Kirschlorbeer aufgrund seiner Giftigkeit weitgehend wertlos, die Blüten bieten Hummeln, Wildbienen und Schmetterlingen nur ein mäßiges Nektarangebot. Auch von größeren Pflanzenfressern wird die Art wegen der enthaltenen Gifte weitgehend gemieden.