Im Programm der ARD kann Oliver Pocher vorerst nicht mehr auftreten. Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke versichert nach dem Eklat beim SWR-Sommerfestival, der Comedian passe auf „keine Bühne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Weil Oliver Pocher beim SWR-Sommerfestival auf dem Stuttgarter Schlossplatz eine Besucherin in sexistischer Art bloßgestellt hat, wird er auf absehbare Zeit zu keiner ARD-Sendung mehr eingeladen. Klar und unmissverständlich äußert sich SWR-Intendant Kai Gniffke, der gleichzeitig ARD-Vorsitzender ist, nun zum bundesweit hitzig diskutierten Auftritt des Comedians.

 

Der oberste Chef des Rundfunkverbunds hatte zahlreiche Protestbriefe nach dem Vorfall bekommen. In einer Antwort an einen der Kritiker erklärt Gniffke: „Ein Comedian wie Pocher passt nicht ins öffentlich-rechtliche Programm und auf keine Bühne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.“ Dies habe dessen Auftritt an Pfingsten in Stuttgart „uns noch mal schmerzlich vor Augen geführt“.

Die Einladung an Oliver Pocher sei der Versuch gewesen, „mit einem Publikum in den Austausch zu kommen, das wir sonst nicht erreichen“. Dieser Versuch sei „gründlich missglückt“, räumt der Intendant ein. Bloßstellungen dieser Art seien nicht hinzunehmen und hätten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nichts verloren. Weiter schreibt Kai Gniffke: „Wir bedauern diesen Vorfall sehr und haben uns daher von diesem Auftritt und von dem Comedian Oliver Pocher in aller Form öffentlich distanziert.“

„SWR 3 hat sich in den Schmollwinkel zurückgezogen“

Mit dieser eindeutigen Erklärung lässt der ARD-Chef keine Hintertür offen. Deshalb ist nicht damit zu rechnen, dass Pocher erneut etwa bei „Verstehen Sie Spaß?“ mitwirken kann. In dieser SWR-Sendung hatte eine Influencerin ihn vor drei Jahren hereingelegt.

„Offiziell ist das Kapitel Pocher nun beim SWR durch“, sagt ein Insider, „wie immer bei so pikanten Vorfällen will man schnell den Mantel des Schweigens ausbreiten.“ Die Redaktion von SWR 3 habe sich als verantwortliche Abteilung in der Sache Pocher „in den Schmollwinkel zurückgezogen“, berichtet der Insider.

Im Intranet des Senders hätten sich ein paar Stimmen gemeldet und die Frage gestellt, warum das Krisenmanagement erneut nicht funktioniert habe. Die erste Stellungnahme der SWR-Kommunikationschefin nach dem Pocher-Eklat lautete nämlich, man bewerte „künstlerische Programme“ nicht. Erst nach drei Tagen gab es ein Statement des SWR, in der sich der Sender klar distanzierte. Zu der Kritik der SWR-Beschäftigten im Intranet, so der Insider, habe sich kein Offizieller geäußert.