Sami Khedira hat seiner Heimat Fellbach am Wochenende einen Besuch abgestattet. Dort trainierte er erst den Fußballnachwuchs – inklusive Autogramme und Selfies. Am Abend verfolgte er dann das Deutschland-Spiel gegen die Schweiz beim Public Viewing mit.

Sami Khedira hat am Sonntag genau hingeschaut. Erst beim Training mit 30 Nachwuchsfußballern vom SV Fellbach, TSV Schmiden und seinem Heimatverein TV Oeffingen im Max-Graser-Stadion, dann beim Public Viewing im Rathaus-Innenhof in Fellbach. Dort hat der Weltmeister von 2014 zusammen mit rund 700 Menschen den späten Ausgleich der deutschen Nationalmannschaft im Europameisterschaftsspiel gegen das Team aus der Schweiz gefeiert.

 

Der Nachwuchs lernt vom Weltmeister

Es war ein Tag, an dem der Ball in Fellbach flüssiger rollte, als es am Abend in der Arena in Frankfurt bei der deutschen Mannschaft der Fall war. Nachwuchskicker der Jahrgänge 2011 und 2012 aus den drei Fellbacher Sportvereinen zogen beim Training ordentlich mit – und nicht nur der volle Einsatz ist dem Weltmeister aufgefallen. „Ich habe auch zwei, drei talentierte Jungs gesehen“, sagte Sami Khedira hinterher.

„Es wären natürlich am liebsten alle mitgekommen“, so Benjamin Hess, einer der Jugendtrainer beim SV Fellbach, der mit seinen Kollegen eine Auswahl nominieren musste. Und die durften dann tatsächlich von einem Fußball-Weltmeister lernen. „Zum Beispiel, dass man nicht immer dribbeln soll, sondern den Ball auch mal anderen abgeben muss“, sagte der elfjährige Mika, der beim SVF im Mittelfeld spielt.

Sami Khedira, der selbst ein paar Trainerlehrgänge absolviert hat, war nicht alleine in seine Heimatstadt gekommen. Der 37-Jährige hatte professionelle Verstärkung mitgebracht: Jugendtrainer Reinhard Matschi sowie Torwarttrainer Matthias Birgler, die beide schon in Diensten des VfB Stuttgart standen. Nach 90 Minuten Spielbeobachtung, Technik- und Torschusstraining sowie einem Fußball-Quiz, wurde der ehemalige Profi-Fußballer aber erst wirklich gefordert. Sami Khedira musste unzählige Autogramme auf Trikots schreiben und ebenso oft in Handykameras lächeln. Doch er schwächelte nicht, sondern verriet, er sei voll motiviert: „Es geht hier schließlich um meine Heimat und meine Leidenschaft Fußball.“

Das Stadion in Oeffingen trägt seinen Namen

Fellbachs Fußballnachwuchs machte aber nicht nur am späten Nachmittag beim Training eine gute Figur. Sie durften mit Fragen an Sami Khedira den Fußballabend beim Public Viewing eröffnen – und schossen scharf. Der sechsjährige Hanno aus Oeffingen fragte nach Khediras erstem Lieblingsverein. „TV Oeffingen“, kam umgehend ein Einwurf von der rechten Seite. Dort hatten der TVOe-Fußballabteilungsleiter Michael Bren und der Jugendleiter Siegfried Mager mit Entourage ihre Plätze eingenommen.

Khedira korrigierte. Der TVOe sei zwar sein erster Fußballverein gewesen, aber als Kind sei er Fan des FC Bayern München gewesen. Die lauten Unmutsbezeugungen des Fellbacher Fußballpublikums konterte der frühere Mittelfeldstratege aber sofort und schloss mit einem Volltreffer ab. „Jeder Mensch macht mal Fehler, und ich bin dann ja auch schnell zum VfB gewechselt, der bis heute mein Herzensverein ist“, sagte er und der Beifall und Jubel waren ihm sicher.

Der Jubel beim Ausgleich war groß. Foto: Eva Herschmann
Simon, sieben Jahre alt aus Schmiden, wollte wissen: „Magst du Frauenfußball?“ Sami Khedira antwortete unter Gelächter des Publikums mit einem Grinsen: „Ja, ich mag Mädchen, und ich mag Frauenfußball.“ Elias, 11 Jahre alt, der beim TVOe spielt, fragte, was es für ihn bedeute, dass das Oeffinger Stadion seinen Namen trägt. Die Namensgebung vor zehn Jahren sei eine große Ehre für ihn gewesen, und sei es bis heute, erklärte der ehemalige Nationalspieler. „Ich habe dort meine ersten Schritte als Fußballer gemacht, und ich bin mit Oeffingen sehr verwurzelt.“ Der nördlichste Fellbacher Stadtteil sei bis heute seine „Base“, auch das verriet Sami Khedira den Kindern.

Sami Khedira tippt im Vorfeld auf ein 2:1

Der Anpfiff der Partie zwischen Deutschland und der Schweiz rückte immer näherte, doch das Vorgeplänkel war noch nicht beendet. Denn nun spielte sich Khedira mit Gabriel Bieg, dem Geschäftsführer des TVOe, und Michael Bofinger, dem Geschäftsführer der Sportregion Stuttgart, im Gespräch die Bälle zu. Der Weltmeister lobte das Team um Bundestrainer Julian Nagelsmann – „Es ist eine Top-Mannschaft“ – und die Stimmung in der Stuttgarter MHP Arena. Die sei gegen die Ungarn „eine ganz andere Hausnummer“ gewesen als in München beim Auftaktspiel gegen die Schotten. „Hier waren viele VfB-Fans im Stadion.“ Und Khedira tippte auf einen 2:1-Sieg für die Gastgeber gegen die Schweiz, erklärte aber sofort, er sei nicht wirklich gut beim Tippspiel: „Eher hintere Ränge.“

So redselig sich Sami Khedira vor dem Spiel gegeben hatte, so stumm und fast regungslos verfolgte er dann das Treiben auf der Großleinwand. Bis zum Tor von Niclas Füllkrug in der Nachspielzeit, das der Weltmeister – „Das 7:1 gegen Brasilien im Halbfinale der WM 2014 war mein bestes Spiel“ – sichtlich erleichtert zur Kenntnis nahm. Eine Niederlage hätte auch so gar nicht zu dem runden und rundum gelungenen familiären Fußballabend in Fellbach gepasst.