Der Teilort Rielingshausen im Kreis Ludwigsburg war von dem Starkregen am Mittwoch in besonderer Weise betroffen. Viele Bürger sehen die Stadt Marbach nun am Zug.

Schier unglaubliche Regenmassen sind am Mittwoch in Teilen der Region heruntergedonnert. Auch der Marbacher Teilort Rielingshausen war von dem Unwetter in besonderer Weise betroffen. Stellenweise seien Niederschlagsmengen von 60 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde gemessen worden, sagt Ortsvorsteher Jens Knittel. Ein Volumen, das das Land als „extrem heftigen Starkregen“ kategorisiert.

 

Kein Wunder also, dass mehrere Keller im Ort voll gelaufen sind. Unter anderem im Euli-Markt an der Hauptstraße, über die das Wasser wie durch einen Bach sprudelte. Fahrzeuge, speziell Busse, hätten Wellen verursacht, sagt Euli-Inhaber Walther Eulenberger. Das Wasser sei dann durch die Schiebetür in den Laden geschwappt. „Außerdem drückte das Wasser durch die Natursteinwände aus den Fugen heraus und sickerte in den Keller“, erklärt Eulenberger. Größere Schäden seien aber zum Glück keine zu verzeichnen gewesen.

Für Autos gab es kaum ein Durchkommen. Foto: privat

Schwierigkeiten gab es auch rund um die Gemeindehalle. „Hier stand das Wasser so tief, dass man nicht mehr fahren konnte“, sagt Jens Knittel. „ In der Forststraße hatte sich zudem ein kleiner See gebildet“, fügt er hinzu. Ein ähnliches Bild habe sich im Büchlesweg geboten.

Übel muss es darüber hinaus in der Gemeindehalle selbst ausgesehen haben. Aus dem Behinderten-WC sei das Wasser herausgequollen und über das Foyer die Kellertreppe hinuntergeronnen, sagt der Ortsvorsteher. In den großen Saal sei es ebenfalls ein Stück weit geflossen. Man habe den Bereich schnell getrocknet, hoffe nun, dass das Parkett nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Das Ortszentrum von Rielingshausen wurde durch den Schlamm verdreckt. Foto: privat

Der Wasserdruck habe ferner das Tor der Geräte-Garage an der Gemeindehalle zerbeult, ergänzt Bürgermeister Jan Trost. „Vermutlich sind die dort gelagerten Gerätschaften nicht mehr zu gebrauchen“, sagt er. Im Keller seien im Bereich der WCs außerdem drei Türen aufgequollen. Weitere Schäden seien „bisher nicht ersichtlich“.

Sturm bläst Ziegel von der Kelter

Überhaupt seien die kommunalen Liegenschaften bei dem Unwetter letztendlich nur in geringem Maß in Mitleidenschaft gezogen worden. „An der Kelter waren circa zehn Ziegel durch den Gewittersturm abgedeckt“, erklärt der Bürgermeister. Eine Dachdeckerfirma sei zur Instandsetzung bereits vor Ort gewesen.

Straßen und Gehwege waren nach dem Ende des Regens von brauner Masse überzogen. Foto: privat

In den Kindergarten Wiesenzauber in der Backnanger Straße sei zwar Wasser eingedrungen, was aber im Inneren keine Schäden verursacht habe. „Hier ist hauptsächlich der Garten durch Wegspülen des Geländes in Mitleidenschaft gezogen“, konstatiert Trost. Durch das Abschwemmen der Felder sei zudem die Ortsmitte von Rielingshausen rund um die Verwaltungsstelle verschmutzt worden.

Ortsvorsteher Jens Knittel macht keinen Hehl daraus, dass im Stadtteil angesichts der vielen voll gelaufenen Keller und der Überflutungen die Nerven bei einem Teil der Bürger angespannt sind. „Der Druck in Richtung Stadt wächst, etwas zu unternehmen“, sagt er. „Aber gegen einen solchen Starkregen ist einfach kein Kraut gewachsen, da kann man nichts machen.“ Man könne nicht überall Rückhaltebecken bauen. Das sei finanziell nicht zu leisten.

Bürgermeister: Zu viel Wasser in zu kurzer Zeit

„Genauso wie in Affalterbach und Kirchberg kann eine Kanalisation so viel Wasser in so kurzer Zeit nicht mehr aufnehmen“, ergänzt Jan Trost. „Wichtig ist die Vorsorge im privaten Bereich, vor allem durch den konsequenten Einbau von Rückstauklappen, damit Keller im Starkregenfall nicht volllaufen“, erklärt der Bürgermeister. Das Kanalnetz der Stadt Marbach sowie „die Regenrückhaltungen sind in einem guten Zustand. Aktuell wurde für Rielingshausen im Bereich der Burgunderstraße eine Aufdimensionierung des Kanals beschlossen und noch dieses Jahr umgesetzt.“

Euli-Chef Walther Eulenberger kann nachvollziehen, dass sich die Stadt gegen ein Unwetter dieses Ausmaßes nicht komplett wappnen kann. Es wäre aus seiner Sicht aber schon viel gewonnen, wenn beispielsweise Flächen entsiegelt würden und mehr Wasser versickern könnte. „Außerdem könnte man die Flächeneinläufe optimieren und sauber halten“, sagt er.