Immer wieder werden Spiele, Geräte oder Software-Produkte groß angekündigt – aber dann verschiebt sich die Veröffentlichung gefühlt bis ins Unendliche. Ist „Vaporware“ also nichts als heiße Luft?

Katrin Jokic

Der englische Begriff „Vaporware“ setzt sich zusammen aus den Begriffen „vapor“ für Dampf und „ware“ für Ware. Sinngemäß bezeichnet er also Produkte, die nichts als heiße Luft sind oder vielleicht als „Luftnummer“ bezeichnet werden könnten.

 

Was ist Vaporware?

Gemeint sind Produkte – vor allem Spiele, Software, Hardware oder technische Geräte –, die zwar angekündigt werden, aber entweder nie veröffentlicht werden oder aber deren Erscheinen sich erheblich verzögert.

Populär wurde der Begriff im November 1985, nachdem die Zeitschrift „Infoworld“ den „Golden Vaporware Award“ an Bill Gates verlieh. Grund war die erhebliche Verzögerung von Microsoft Windows 1.0. Zwischen 1997 und 2016 verleiht das „Wired“-Magazin jährlich einen Vaporware Award für entsprechende Produkte.

Merkmale von Vaporware sind beispielsweise:

  • Ankündigung eines Produkts vor Marktreife und ohne klares Veröffentlichungsdatum oder mit nur vagen Zeitangaben
  • Mangelnder Fortschritt in der Entwicklung des Produkts nach der Ankündigung
  • Das Veröffentlichungsdatum wird immer wieder ohne wesentliche Aktualisierungen verschoben, zum Teil um Jahre

Der Begriff wird in der Regel abwertend verwendet und impliziert auch, dass eine Ankündigung gemacht wurde, um einen Hype zu erzeugen. Solch ein Hype soll mutmaßlich Konkurrenten abwehren bzw. entmutigen oder den Aktienkurs eines Unternehmens steigern. Vaporware kann auch insofern Einfluss auf den Markt haben, als dass Kunden nach einer Ankündigung auf den Kauf von Konkurrenzprodukten verzichten oder dies aufschieben, in der Hoffnung, das angekündigte Produkt zu bekommen.

Bekannte Beispiele für Vaporware sind aus dem Bereich Computer-/ Konsolenspiele:

  • Duke Nukem Forever: angekündigt 1997, erschienen im Juni 2010
  • Final Fantasy XV: angekündigt im Mai 2006, erschienen im November 2016
  • Half Life 2: Episode 3: angekündigt im Mai 2006, Entwicklung wurde 2011 offiziell eingestellt

Gründe für Vaporware

Warum ein Produkt zu Vaporware wird und sich das Erscheinen immer wieder verzögert, kann verschiedene Ursachen haben. Oftmals ist es auch eine Mischung aus verschiedenen Problemen, die zu den Verzögerungen oder gar zur Einstellung der Entwicklung beitragen.

Mögliche Gründe für Vaporware sind:

  • Verfrühte Ankündigung aufgrund von Wettbewerbsdruck
  • Festigung der Marktpositionierung vor Fertigstellung des Produkts
  • Unterschätzte Komplexität in der Entwicklung
  • Mangel an Ressourcen (Finanzierung, Personal, Material)
  • Verschiebung der Prioritäten innerhalb des Unternehmens
  • Ineffektive Planung und schlechtes Projektmanagement
  • Interne Konflikte im Unternehmen
  • Regulatorische Hindernisse oder Rechtsstreitigkeiten
  • Wirtschaftliche Abschwünge oder veränderte Marktbedingungen
  • Strategische Täuschung und vorsätzliche Irreführung

Auch wenn nicht alle Fälle von Vaporware auf böswillige Absicht zurückzuführen sind, können die Folgen dennoch den Ruf eines Unternehmens schädigen, sodass Kunden eventuell das Vertrauen in das Unternehmen verlieren.