Auch in diesem Jahr erwartet Griechenland einen heißen Sommer: Meteorologen warnen vor Hitzewellen und Waldbränden. Bei Gefahr soll ein Handy-Alarm Hilfe bieten. Damit gilt das griechische System als Vorbild in Europa.

Im vergangenen Juli mussten in Griechenland Zehntausende Einwohner und Touristen vor verheerenden Waldbränden fliehen. Auch in diesem Sommer drohen Hitzewellen und Brände. Die Regierung investiert jetzt Milliarden Euro in den Katastrophenschutz. Dabei hat sie auch die Urlauber im Blick. Noch hat der meteorologische Sommer nicht begonnen, aber in Griechenland brennen bereits die Wälder.

 

Zwischen dem 1. Januar und dem 1. Mai mussten die griechischen Feuerwehren zu 3543 Wald- und Buschbränden ausrücken. Das waren 22 Prozent mehr Einsätze als im Vorjahreszeitraum. „Was uns besonders beunruhigt: Einige dieser Feuer waren regelrechte Feuerstürme, wie wir sie normalerweise erst im Hochsommer erwarten“, sagt Theodoros Giannaros vom Nationalen Observatorium in Athen, der größten Wetterwarte des Landes.

Jetzt schon Dürre wie im Hochsommer

Der Klimaexperte Giannaros ist auch wegen eines anderen Umstandes alarmiert: „Wir hatten einen Brand in sehr großer Höhe in den Bergen der nordgriechischen Region Pieria. Dort sollte um diese Jahreszeit eigentlich Schnee liegen.“ Die Vorzeichen sind nicht gut. So trocken wie in diesem Frühjahr war es in Griechenland seit Jahrzehnten nicht.

In vielen Landesteilen hat es seit Monaten nicht mehr richtig geregnet. Die einzigen Wolken am Himmel sind brauner Staub. Der Südwind trägt ihn aus der Sahara herüber. Während Anfang Februar im langjährigen Durchschnitt zehn bis 15 Prozent des Landes schneebedeckt sind, waren es in diesem Winter nur drei Prozent. Die Wälder sind schon jetzt so ausgedörrt wie sonst erst im Juli oder August.

„Es gibt viele Ursachen, die Waldbrände begünstigen“, sagt Professor Christos Zerefos, Leiter des Forschungszentrums für Klimawissenschaften an der Athener Akademie, „aber eine besondere Rolle spielen die Dürre und der Rückgang der Niederschläge.“ Hinzu kommen die von Jahr zu Jahr steigenden Temperaturen.

Hitzewellen sind in Griechenland nichts Ungewöhnliches. Aber Kostas Kartalis, Professor für Meteorologie an der Universität Athen, erwartet: „Wir werden in Zukunft mehr und längere Hitzewellen haben.“ Eine Studie der griechischen Zentralbank prognostiziert bis 2050 eine Zunahme der Hitzetage um zehn bis 15 pro Jahr. Darunter verstehen die Meteorologen solche Tage, an denen die Höchsttemperatur über 39 Grad steigt und die Nachttemperatur nicht unter 26 Grad fällt.

Auch bekannte Urlaubsregionen betroffen

Im vergangenen Jahr meldete Griechenland Rekordtemperaturen von bis zu 46,4 Grad. Auf Rhodos mussten 19 000 Einheimische und Touristen evakuiert werden, weil ein riesiger Waldbrand Dörfer und Ferienanlagen bedrohte. Insgesamt gingen 2023 174 000 Hektar in Flammen auf, dreieinhalb Mal so viel wie langjährigen Durchschnitt.

Die Hitzewelle namens Cerberus, die das Land im Juli heimsuchte, war die längste jemals in Griechenland gemessene Hitzeperiode. Meteorologen warnen: Dieser Sommer könnte noch heißer werden als der vergangene. Vassilis Kikilias, Minister für Klimakrise und Zivilschutz, ahnt: „Wir stehen vor schwierigen Einsätzen.“

Sein Chef, der konservative Premier Kyriakos Mitsotakis, hat Klimapolitik und Katastrophenschutz schon bei seinem Amtsantritt 2019 zu Prioritäten erklärt. Jetzt investiert die Regierung 2,1 Milliarden Euro in neue Löschflugzeuge, Rettungshubschrauber und Feuerwehrfahrzeuge. Außerdem stellt man 700 speziell für die Waldbrandbekämpfung ausgebildete Feuerwehrleute ein. Dabei geht es nicht zuletzt darum, Urlauber zu schützen. Denn Touristen sind in der Regel ortsunkundig, verstehen oft die Landessprache nicht und sind deshalb in Krisensituationen besonders hilflos.

Dass bei den Großbränden auf Rhodos im vergangenen Sommer niemand ums Leben kam oder ernstlich verletzt wurde, ist vor allem dem griechischen Alarmsystem zu verdanken. Es wurde nach der Feuerkatastrophe im Athener Vorort Mati 2018 entwickelt. Damals starben mehr als 100 Menschen, weil der Ort nicht rechtzeitig evakuiert wurde.

Das System warnt bei Katastrophen und Unwettern mit einem schrillen Alarmton auf dem Mobiltelefon. Auf dem Display erhält man Anweisungen zu Fluchtwegen, in Griechisch und Englisch. Die Warnungen gehen gezielt an die Menschen, die sich mit ihren Handys in den Funkzellen der betroffenen Gebiete befinden. Urlauber brauchen sich nicht anzumelden oder eine App zu installieren. Es genügt, wenn das Mobiltelefon ins griechische Netz eingeloggt ist. Das griechische System gilt in Europa als vorbildlich.

Mobiler Schutzengel

Nina
 In Deutschland warnt die Notfall-Informations- und Nachrichten-App, kurz Warn-App Nina, vor unterschiedlichen Gefahren wie zum Beispiel einem Großbrand.

Sachsen
 Eine spezielle Waldbrand-App gibt es nicht in jedem Bundesland. Jedoch können Bürger in Sachsen beispielsweise von einer App gewarnt werden. Übermittelt werden die aktuelle amtliche Waldbrandgefahrenstufe und eine Prognose für die folgenden drei Tage.