Derzeit grassiert weltweit die größte je dokumentierte Vogelgrippe-Welle. In Mexiko ist jetzt der erste Mensch nachweislich an der Virus-Erkrankung gestorben. Gesundheitsexperten schätzen die Gefahr für die Bevölkerung dennoch als gering ein.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in Mexiko den weltweit ersten im Labor bestätigten Todesfall eines Menschen durch eine Unterart der Vogelgrippe nachgewiesen. Eine 59 Jahre alte Person sei in Mexiko-Stadt am 25. April nach einer Infektion mit dem Virus A(H5N2) gestorben, heißt es in einer Mitteilung der WHO. Die betroffene Person war demnach wegen Fieber, Atemnot, Durchfall, Übelkeit und Unwohlsein ins Krankenhaus eingeliefert worden.

 

Über den Fall wird weltweit in den Online-Medien ausführlich berichtet.

Es sei nicht bekannt, wie die Person sich infiziert habe. Ein Nachweis des Virus in Geflügel sei in Mexiko aber gemeldet worden, berichtet die WHO weiter. Im März sei ein A(H5N2)-Ausbruch in einem Geflügelbetrieb in einem Hinterhof im Bundesstaat Michoacán festgestellt worden. Dieser grenzt an den Bundesstaat México, wo die infizierte Person gelebt habe.

Infizierung von Milchkühen in den USA

Eine Form der Vogelgrippe war Ende März erstmals bei Milchkühen in den USA entdeckt worden. Die Krankheit sei vor allem bei älteren Kühen in den Bundesstaaten Texas, Kansas und New Mexico aufgetreten und führe etwa dazu, dass diese weniger Appetit hätten und weniger Milch gäben, teilte das US-Landwirtschaftsministerium in Washington mit.

Der Erreger befällt vor allem Vögel, wurde aber auch bei vielen Säugetieren gefunden Foto: Imago/Becker & Bredel

Wahrscheinlich seien die Kühe von Wildvögeln angesteckt worden. Tote Wildvögel seien auf einigen der betroffenen Bauernhöfe gefunden worden.Auch in einigen unpasteurisierten Milchproben sei der Erreger entdeckt worden, hieß es seitens des CDC. Die Sicherheit und Lieferbarkeit von Milch in den USA sei aber nicht gefährdet.

Was ruft die Vogelgrippe hervor?

Die Folgen der seit 1997 gehäuft auftretenden H5N1-Ausbrüche gelten als die schlimmste Erkrankungswelle, die jemals unter Tieren bekannt geworden ist, vergleichbar allenfalls mit der Rinderpest. Foto: dpa/Felix Kästle

Die Vogelgrippe oder Aviäre Influenza wird – ebenso wie die Grippe beim Menschen – durch Influenza-A-Viren hervorgerufen, allerdings durch diverse andere Subtypen. Derzeit grassiert die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle, die sich über fast die gesamte Erde erstreckt und auch Europa betrifft.

Der Erreger befällt vor allem Vögel, wurde aber auch bei vielen Säugetieren gefunden, darunter Katzen, Bären und Robben. Diese Befunde könnten bedeuten, dass auch Menschen gefährdet sein könnten, so das CDC weiter.

Wie gefährlich ist das H5N1-Virus für Menschen?

Menschliche Infektionen treten nur vereinzelt auf. Die Symptome reichen nach Angaben der CDC von Augen- oder Atemwegsinfektionen bis hin zu schweren Erkrankungen wie Lungenentzündungen, die zum Tod führen können.

„Auf der Grundlage der verfügbaren Informationen schätzt die WHO das derzeitige Risiko für die Allgemeinbevölkerung, das von diesem Virus ausgeht, als gering ein“, teilt die WHO mit. Die infizierte Person hatte mehrere Grunderkrankungen und sei nicht mit Geflügeln oder sonstigen Tieren in Kontakt gewesen.

Forscher warnen vor aggressiven Viren

Experten des UN-Umweltprogramms (UNEP) und des International Livestock Research Institute (ILRI) warnen davor, dass durch Ausbeutung der Tierwelt und Zerstörung von Ökosystemen immer öfter Tier-Krankheiten auf den Menschen übertragen werden könnten.

Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie an der Universität Münster, verweist auf den Fund von 15 Infizierten 1997 in Hongkong. Damals sei das Vogelgrippe-Virus H5N1 aufgetreten und sofort seien drei Millionen Hühner geschlachtet worden, um die Verbreitung zu stoppen. Zwar sei das Virus Jahre später erneut aufgetreten, aber die erste Aktion sei richtig gewesen.

Gefahr durch Zoonosen

Virologe Ludwig sieht durch die Globalisierung eine steigende Gefahr durch Zoonosen. „Wir können jetzt von einem größeren Risiko reden, denn die Verbreitung hat sich geändert.“

Zoonosen sind von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten, die bei Wirbeltieren natürlicherweise vorkommen. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO können die Infektionen durch Viren, Bakterien, Pilze, Protozoen und andere Parasiten (vor allem Würmer) verursacht werden.

Info: Zoonosen

Verursacher
Zoonosen (altgriechisch: „zōon“/Tier und „nósos“/Krankheit) sind von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten, die bei Wirbeltieren natürlicherweise vorkommen. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO können die Infektionen durch Viren, Bakterien, Pilze, Protozoen und andere Parasiten (vor allem Würmer) verursacht werden.

Formen
Unterschieden wird in Zooanthroponosen (Wirbeltierkrankheiten, die auf den Menschen übertragen werden) und Anthropozoonosen (Humanerkrankungen, die auf ein Wirbeltier übertragen werden).

Erreger
Beispiele für virale Zoonosen sind: Noroviren, Tollwut, Vogelgrippe, SARS, Schweinegrippe, Ebolafieber, Herpes B. Beispiele für bakterielle Zoonosen sind: Borreliose, Milzbrand, Pest, Salmonellose, Tuberkulose.Erreger

Toxoplasma gondii
In Deutschland ist im Zusammenhang mit Heimtieren der Erreger „Toxoplasma gondii“ wohl am gefährlichsten. Bei Menschen, deren Immunsystem supprimiert ist, kann eine solche Infektion unter Umständen sehr schwer verlaufen. Die Katze ist der Wirt dieses Parasiten. Menschen können sich direkt bei den Katzen anstecken oder wenn sie mit dem Erreger kontaminiertes Fleisch essen. Problematisch ist eine Neuerkrankung mit „Toxoplasma gondii“ während der Schwangerschaft. Nach einer RKI-Studie machen jährlich etwas mehr als 4000 schwangere Frauen eine Toxoplasmose durch, über 300 Neugeborene kommen mit klinischen Symptomen der Krankheit zur Welt.