Der Wirtschaftsminister warnt China, dass die Unterstützung für Putins Krieg in der Ukraine Konsequenzen hat. Er redet auch Klartext beim Streit um die Autozölle.

Bis zum Schluss ließ die chinesische Seite offen, ob Premierminister Li Qiang den deutschen Wirtschaftsminister und Vizekanzler empfangen wird. Am Freitag dann die Absage: Der erhoffte Termin sei „terminlich nicht darstellbar“, heißt es aus der Delegation des Bundeswirtschaftsministers. Habeck ließ sich von dieser Absage nicht beirren.

 

Sachlich und doch bestimmt sprach er bei seinen Gesprächen mit dem Vorsitzenden der einflussreichen Staatlichen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), Zheng Shanjie, und dem chinesischen Handelsminister Wang Wentao die konkreten Konfliktpunkte an, die es zwischen Deutschland und China gibt.

Noch bevor das Gespräch auf die Themen kam, die eigentlich auf der Agenda standen, kritisierte Habeck unverhohlen Chinas Unterstützung für Russland. „Es ist wichtig für China, zu verstehen, dass die deutschen und europäischen Sicherheitsinteressen direkt berührt sind von diesem Krieg“, sagte Habeck. Deutschland und Europa würden gegenüber China „nicht so hart vorgehen beim Abbau von Abhängigkeiten, wenn es diese Unterstützung des Kriegs nicht gäbe“. Die Dinge ließen sich nicht trennen. Er verwies darauf, dass die EU für China immer noch der sehr viel größere Markt sei – eine Kosten-Nutzen-Rechnung, die die chinesische Seite verstehen dürfte.

Andere Wortwahl als der Bundeskanzler

Das sind völlig andere Worte als sie Kanzler Olaf Scholz bei seiner China-Reise im April wählte. Scholz versuchte, Wirtschaft und Geopolitik auf keinen Fall zu vermischen. Das wiederum entsprach ganz dem Interesse der mitgereisten DAX-Unternehmer, die unter „De-Risking“, also dem Reduzieren von Risiken, nicht ein Zurückfahren ihrer China-Geschäfte verstehen. BASF und Volkswagen meinen mit „De-Risking“, dass sie umso mehr auf China setzen. Ihre Logik: Sie lokalisieren und koppeln auf diese Weise ihre Lieferketten von unsicherer werdenden Handelswegen ab. Deswegen investiert BASF über zehn Milliarden Euro in ein neues Werk in Südchina, baut in Ludwigshafen zugleich Arbeitsplätze ab.

Habeck hatte in seiner Delegation vor allem mittelständische Unternehmer dabei. Und sie beklagen sich sehr viel vehementer über die Überkapazitäten, die die Chinesen geschaffen haben. Über hundert E-Autohersteller tummeln sich auf dem Markt und haben Überkapazitäten für die Produktion von 50 Millionen Fahrzeugen im Jahr geschaffen. In China verkauft wird aber nicht mal die Hälfte davon. Umso heftiger drängen die chinesischen Autobauer nun nach Europa.

China nennt die Subventionsvorwürfe der EU „absurd“

Die Zölle waren denn auch das zweite große Thema bei Habecks Aufenthalt in Peking. Er selbst betonte, für Handelspolitik sei die EU-Kommission zuständig. Zugleich ist ihm bewusst, dass er als Wirtschaftsminister der größten Volkswirtschaft Europas sehr wohl Gewicht hat. Die Bundesregierung hat bislang aber zu keiner einheitlichen Haltung gefunden. Allen voran das Kanzleramt blockiert ein einheitliches Vorgehen, weil es die Sorgen der deutschen Autobauer vor chinesischen Vergeltungsmaßnahmen teilt. Jedes dritte Auto von Mercedes und BMW wird inzwischen in China erwirtschaftet, bei Volkswagen ist es sogar fast die Hälfte.

Chinas Planungskommissionschef Zheng Shanjie hatte im Vorfeld der Gespräche den Vorwurf der EU, dass China durch Subventionen den Wettbewerb verzerre, als „absurd“ bezeichnet. Er hoffe, dass Deutschland die EU umstimmen kann. „Wir haben wahrgenommen, dass die deutsche Seite die Politik der EU ablehnt. Das wertschätzen wir.“

Zoll-Gespräche zwischen Peking und Brüssel

Von einer Positionierung gegen die EU will Habeck aber nichts wissen. Während Zheng die Maßnahme „Strafzölle“ nannte, erklärte Habeck, dass es sich um Ausgleichszölle für Chinas Subventionen handele. Die USA erheben 100 Prozent Zölle auf sämtliche E-Auto-Importe aus China, die EU gehe da sehr viel differenziert vor. Je mehr einzelne chinesische Autobauer von Staatshilfe profitieren, desto höher die Zölle. Zugleich betonte Habeck: Das Vorgehen der EU eröffne die Möglichkeit für Verhandlungen.

Noch am gleichen Abend kündigten Chinas Handelsminister Wang und EU-Handelskommissar Valdis Dobromvskis Gespräche an. Ob Habecks Äußerungen dafür ausschlaggebend waren? Seine bescheidene Antwort dazu: Er habe getan, was er konnte.